Nun gut, machen wir das Beste daraus, dachte ich, als ich von der Schulschließung erfuhr und stürzte mich voller Eifer in die neue Herausforderung. Doch schon in den ersten Tagen musste ich feststellen, dass die Umsetzung in der Realität etwas holpriger war, als ich das gerne gehabt hätte. Mit quengelndem Baby auf dem Arm, einem Zweijährigen am Bein, zwischen Haushalt, Englischaufgaben, vollen Windeln und Streitereien, versanken wir gemeinsam im Chaos.
Doch wie ich schon so oft gelernt hatte, musste sich erst mal alles einspielen. Ab der zweiten Woche hielten wir uns an einen strikten Tagesplan, der um 8 Uhr mit Frühstück begann. Ab 9 Uhr mussten unsere drei Schulkinder lernen und zwar alle am Esszimmertisch, damit ich nicht von Zimmer zu Zimmer rennen musste, um Fragen zu beantworten oder zu helfen. Alle 45 Minuten gab es eine Pause, in der sie spielen oder essen durften. Wir bauten eine Bewegungsstunde ein, wenn alle zu zappelig wurden und nach dem Mittagessen gab es Hausaufgaben.
Jeden Morgen gab es eine Verlosung von Tagesaufgaben, die wir anfangs sogar auf Video aufnahmen, denn mittags kam doch sehr schnell Langeweile auf. Und so durfte zum Beispiel ein Kuchen gebacken, das Hochbeet erneuert oder etwas Spezielles aus Lego gebaut werden. Abends, wenn der Papa heim kam, wurde das Ganze dann präsentiert.
Unsere Jungs waren zuerst sehr eifrig dabei, doch irgendwann gingen uns die Ideen aus und die Tagesaufgaben wurden zu Wochenaufgaben, die leider irgendwann ganz verschwanden. Die erste Zeit konnten wir allerdings mit unserem Ablauf ganz gut meistern. Selbstverständlich gab es immer wieder Tage, an denen es überhaupt nicht gut lief und mein Mann gleich mit einem Stapel Matheaufgaben und sehr schlechter Laune meinerseits empfangen wurde.
Wir merkten aber auch, dass die allgemeine Entschleunigung uns allen gut tat. Und da wir ja genug Kinder haben, die miteinander spielen konnten, war die Kontaktbeschränkung für uns kein wirkliches Problem.
Nach einigen Wochen wurde es zunehmend schwieriger, die Jungs für ihre Schulaufgaben zu motivieren. Vor allem unser Erstklässler tat sich sehr schwer. So fehlte ihm einfach das Feedback seiner Klassenlehrerin, denn das Lob von uns war natürlich nicht dasselbe. Außerdem wurden die Wochenpläne immer unübersichtlicher und verwirrender. Wir waren dann doch ziemlich froh, als die Schule langsam wieder begann.
Trotz allen Schwierigkeiten und Höhen und Tiefen war es eine spannende Zeit, aus der wir sehr viel gelernt haben und mitnehmen können. Unser Familienzusammenhalt wurde gestärkt und wir fanden heraus, dass wir doch ziemlich lange die Nerven behalten konnten.
Aber ein erneuter Lockdown muss nun wirklich nicht mehr sein, liebe Corona-Fee …
Von Simone und Martin Gutzweiler